Andacht Einführung

Erstellt am 25.09.2022

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott dem Vater und dem Herrn JX-

Liebe Gemeinde, heute hier aus verschiedenen Orten-

Nächstenliebe hat in Münster zum Tod geführt. Eingreifen, Zvilcourage und Schutz hat den Tod zur Folge gehabt. 

Sie und Ihr habt es gehört und gelesen.
An einem Tag , einem Fest, dass den bunten Regenbogen der Liebe feiert, hat die Gewalt eines Menschen – erst verbal, dann tätlich- zum Tod dessen geführt, der die Beleidung und Verachtung von Nächststehenden verhindern wollte.

„Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe?
Jesus aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest Du?
Er antwortete und sprach : Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.
Er aber sprach zu ihm: Du hast Recht geantwortet; tu das, so wirst du leben.
Er aber wollte sich selbst rechtfertigen
und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster?
Da antwortete Jesus und sprach:
Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber;
die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtod liegen. Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber.
Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber.
Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin;  und als er ihn sah, jammerte es ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband ihn und hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn.
Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich s dir bezahlen wenn ich wiederkomme.
Wer von diesen dreien, meinst du
, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war?
Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat.
Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen.

Hast du nur ein Wort zu sagen
Nur einen Gedanken dann
Lass es Liebe sein
Kannst du mir ein Bild beschreiben
Mit deinen Farben dann

Lass es Liebe sein
Liebe ist alles
Alles, was wir brauchen

Rosenstolz singt 2004 „Liebe ist alles“. In unserem Leben geht es um Liebe zwischen Menschen, um Liebe in Familien, um die liebevolle Sorge zwischen den Generationen. Es geht um erfüllte Liebe, enttäuschte Liebe, zerbrochene Liebe, um Sehnsucht und Verbitterung und Neuanfang.
Liebe ist alles in unsrem Leben und darüber hinaus.
Denn „Liebe“ ist die Antwort auf die Frage:  
Was muss ich tun damit ich das ewige Leben ererbe?

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.
Er aber sprach zu ihm: Du hast Recht geantwortet; tu das, so wirst du leben


Einzig im neuen Testament ist Lukas Kombination von Gottesliebe und  Nächstenliebe . Diejenigen, denen Gott heilig ist erkennt man an ihrem Umgang mit anderen.
Es ist kein dreifaches Gebot :  kein Gebot sich zu lieben, Selbstliebe ist vorausgesetzt,.
Wir machen uns oft Gedanken um die Selbstliebe– Jesu Auftrag aber gilt der uneingeschränktem Gottesliebe und der Liebe dem Nächsten gegenüber. Eben – das Doppelgebot.
Der Fragende selbst kennt die Antwort auswendig , aber für ihn bleibt das Fragen trotzdem.

Wer ist denn mein Nächster?
Manchmal wissen wir theoretisch alles über die Seligkeitsdinge und bleiben trotzdem Fragende.

Jesus antwortet mit der Geschichte, die bis heute viele kennen:

„Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber ….

In der Welt fallen die Menschen unter die Räuber, auf der Flucht oder zuhause, oft als Frauen und Kinder, aber auch Männer…
Die Welt selbst fällt unter uns Räuber, ausgebeutet.

-Liebe ist alles, was wir brauchen, singt Rosenstolz
–aber wie beim CSD in Münster und anderswo ist Liebe, die in anderer Weise gelebt wird fremd , macht unsicher und  aggressiv.  
-Liebe ist alles singt Rosenstolz aber das Datum des 11. Septembers ist für immer blutig geschrieben

Liebe ist alles, was wir brauchen – das habe ich damals einfach  geglaubt. Ein Foto liegt auf meinem Schriebtisch, ich bin 16 auf dem Bild, mit Friedenstaube auf dem T-Shirt, die Geige in der Hand;
Friedensbewegt zu sein ist auch als Chrstin nicht mehr so einfach.
Selbst beim ökumenischen Rat der Kirchen in Karlsruhe in der vergangenen Woche sind aus Angst klare Worte ausgeblieben.

Wie sollen wir lieben angesichts von soviel Angst?
ANGST vor Selbstverlust , Fremdheit , Neuem , Angst Verlierer:in  zu sein, nicht genug zu bekommen, Angst die eigenen Wege zu verlassen, den anderen zu vertrauen.
Der Philosoph Martin Heidegger beschreibt unsere ganze menschliche Existenz als Sorge und für den Theologen nd Philosph Sören Kierkegaard geht die Angst dem voraus, wenn wir Menschen aneinander schuldig werden.

Jesus erzählt nicht von Angst.
Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin;  und als er ihn sah, jammerte es ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband ihn und hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn
Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich s dir bezahlen wenn ich wiederkomme.

Der Samariter stellt nicht die Frage: warum der Mann niedergeschlagen worden ist -
Keine Frage danach , wer schuld war . Er wartet nicht ob jemand anderes kommt. Er hebt auf und verbindet.
Es gibt keine großen Überlegungen zum Verhältnis der unterschiedlichen Volksgruppen und der Ressentiments gegeneinander.
Er  bringt ihn dahin wo Pflege möglich ist . Der Samariter handelt aus Barmherzigkeit, Liebe – alle anderen Fragen stellen sich ihm nicht . Er hat sie losgelassen.

„Lass es Liebe sein“- :
nur wenn wir die Angst loslassen ; die Angst vor anderen  , die Sorge um Schaden, das Kreisen um uns selbst,
erst dann -wenn wir loslassen,  wird die Liebe spürbar.


Der CSD wird überall in der Welt trotz Angst gefeiert, weil Liebe unterschieden sein darf. Die Angst vor einem Anschlag war sicher auch in Münster dabei. Malte C. hatte das Regenbogen-Banner getragen - , er hat sich eingemischt als die Frauen beleidigt wurden, ist näher gekommen , ich lese den Kommentar der Zeit:
"Malte C. ist dazwischen gegangen, hat den Mann gebeten, die Beleidigungen zu unterlassen. Er zeigte jene Zivilcourage, ohne die eine Gesellschaft keine Gesellschaft ist, (..) .“Er ist ein Nächster geworden.

Liebe ist alles
Alles was wir brauchen
Lass es Liebe sein.

Das ist alles was wir brauchen
Noch viel mehr als große Worte
Lass das alles hinter dir

Dietrich Bonhoeffer schreibt: : „Nicht das Beliebige, sondern das Rechte tun und wagen, nicht im Möglichen schweben, das Wirkliche tapfer ergreifen. Tritt aus ängstlichem Zögern heraus in den Sturm des Geschehens.“

Die Welt ist anders als zu Bonhoeffers Zeiten und trotzdem oft  Sturm des Geschehens
Es gibt viele Gründe für ängstliches Zögern , gerade auch die Nachtrichten vor Augen. Keiner von uns ist frei von Angst und Sorge.
In unserer Gemeinde ist die Tür nicht nur offen für Menschen , die Hilfe brauchen- in unserer Gemeinde werden wir einander Nächste; - angstfrei. Das ist meine Hoffnung und mein Wunsch.
Denn die  Geschichte vom barmherzigen Samariter verpflichtet nicht darauf Nächste zu haben, sondern anderen zum Nächsten zu werden. 

Lass das alles hinter dir- ich wünsche mir für uns weniger Angst und viel losgelassene Liebe.
Ich wünsche mir, dass wir wenig fragen und das Nächstliegende tun. Dass wir heraustreten in den Sturm des Geschehens, nicht in unseren schönen Räumen bleiben und nicht zu lange im Möglichen verharren. Dass wir auch mit Worten sorgsam sind wenn wir zusammen sind  und aufheben, die verwundet sind.

Trotzdem“ sagt ein Kollege bei der Fortbildung in der vergangenen Woche. „Es geht immer um das Trotzdem , Katrin.“
Trotzdem lieben, dem Tod und der Gewalt trotzen.
Weil wir Jesu Namen tragen und um seine Geschichten wissen.  Tu das, so wirst du leben , sagt Jesus.

Trotzdem : „sozusagen grundlos vergnügt“ schreibt meine Lieblingsdichterin mascha kaleko  :
„Die Diele blitzt , das Feuer ist geschürt.
An solchem Tag erklettert man die Leiter,
die von der Erde in den Himmel führt.
Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,
-weil er sich selber liebt- den Nächsten lieben.“
Ich freue mich, dass ich mich an dies  Schöne
Und an dies  Wunder niemals ganz gewöhne.
Amen .