Gottesdienst zum 1. Sonntag nach Weihnachten 27.12.2020

Erstellt am 27.12.2020

Wochenspruch (Johannes 1,14a)
Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns,
und wir sahen seine Herrlichkeit. 

Eingangsworte
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.   Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. 

Gebet
Du Gott des Friedens und der Freude,
im Kind der Maria lässt du uns deine Herrlichkeit schauen.
Öffne uns die Augen für dieses Geschenk.
Öffne uns den Mund zum Lobgesang.
Öffne uns die Herzen für deine Gegenwart.
Amen. 

Predigttext (Lukas 2, 25-38)
25 Und siehe, ein Mensch war in Jerusalem mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm. 26 Und ihm war vom Heiligen Geist geweissagt worden, er sollte den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. 27 Und er kam vom Geist geführt in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, 28 da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: 29 Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; 30 denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, 31 das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, 32 ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel. 33 Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. 34 Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen und viele aufstehen, und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – 35 und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden. 36 Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser. Sie war hochbetagt. Nach ihrer Jungfrauschaft hatte sie sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt 37 und war nun eine Witwe von vierundachtzig Jahren; die wich nicht vom Tempel und
diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. 38 Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

Predigt
Erster Sonntag nach Weihnachten: Weihnachten liegt hinter uns! Ist also nicht ausgefallen, sondern hat stattgefunden, wurde begangen, gefeiert. Wenn auch zumeist anders als im Vorjahr und in vielen Jahren davor. Was haben Sie an diesen „anderen“ Weihnachtstagen besonders vermisst? Den Gottesdienst in der Kirche: Den Klang der Glocken, das Spiel der Orgel, das zum Ende des Gottesdienstes gemeinsam gesungene „O du fröhliche“? Den Tannen-Geruch und den Anblick des großen Weihnachtsbaumes, geschmückt mit Sternen aus Stroh, mit Engeln und mit Lichtern, und davor die Krippe mit dem Jesuskind in der Mitte? Das Zusammenkommen mit Familienangehörigen und guten Freundinnen zu Hause: Das Erzählen mit ihnen, das Beisammensein, die körperliche Nähe auch – das die Hand nehmen und geben und drücken zu Begrüßung und Abschied, das in den Arm nehmen? Ohne Berührungen verkümmert der Mensch, das ist in diesen Abstand-Halten-Zeiten deutlich zu spüren. Gab es auf der anderen Seite etwas, das Sie an diesem anderen Weihnachten gut gefunden, vielleicht sogar genossen haben? Ging es in diesem Jahr weniger hektisch, weniger betriebsam, weniger stressig zu? War da mehr Zeit und/oder Gelegenheit, solche Dinge wie Langsamkeit, Stille, Dunkelheit (neu) für sich zu entdecken?

Nach Weihnachten spielt auch die Geschichte, die der heutige Predigttext erzählt. Vierzig Tage nach der Geburt Jesu bringen Maria und Josef ihr Kind in den Jerusalemer Tempel, um dort Gott für ihren Sohn zu danken. Ebenfalls im Tempel: ein Mensch namens Simeon. Fromm war der, so erfahren wir. Und er wartete; wartete auf den Trost Israels, den er (so war es ihm verheißen) noch zu Lebzeiten sehen sollte. Und Simeon sieht ihn. Sieht mit seinen eigenen Augen den Heiland, den Befreier; sieht ihn in dem Kind Jesus! Darum nimmt er das Kind den gewiss erstaunten und womöglich sogar protestierenden Eltern einfach ab. Nimmt es sanft und vorsichtig, um es ja nicht zu erschrecken und auch nicht zu verletzen, in seine Arme. Er hält das Kind, wiegt es, streichelt es. Kann sich nicht satt sehen. Ist selig. - Und auch Hanna, einer Prophetin, die ebenfalls im Tempel ist, ergeht es ähnlich. Als sie das Kind erblickt, kommt sie dazu, sucht dessen Nähe, und lobt wie Simeon ihren Gott für den sehnsüchtig erwarteten Erlöser und die mit ihm geschehende Erlösung.

Simeon und Hanna. Beide haben gewartet, geduldig und voller Vertrauen, dass Gott seine Verheißung wahr machen werde. Beide dürfen deren Erfüllung sinnlich erfahren: Sie können den Heiland anschauen und berühren. Auch sie werden gewusst haben, wie trügerisch unsere Sinne sein können. „Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht sehn“ dichtete Matthias Claudius. Nein, dass Gott in diese Welt kommt und Mensch wird, das ist mit unseren Sinnen und mit unserem Verstand nicht zu fassen. Das können wir uns nur von Engeln und andren himmlischen Boten sagen lassen. Und über die paradoxe Herrlichkeit des Mensch gewordenen Gottes, klein und nackt, wehrlos und verletzlich, ohne jede Macht und Pracht, können wir nur ungläubig gläubig staunen. Doch manchmal geschieht ein Wunder. Und für einen Moment sind auch wir, so wie Simeon und Hanna, ohne jeden Zweifel und ohne Bedenken, ohne Furcht und ohne Fragen. Wir begegnen Gott, halten einander im Arm, berühren ihn und lassen uns anrühren. Geschenkte Momente. Momente, in denen wir unseren Frieden finden. Amen.

Fürbittengebet
Gott,
nach den Weihnachtstagen kommen wir zu Dir.
Wir können nur hörend erfassen,
was unseren Augen verborgen bleibt:
Du bist größer, als wir ermessen können,
und machst dich kleiner, als wir erwarten.
Wir bitten Dich:
Lass uns mit Simeon und Hanna deine Herrlichkeit
in der Menschlichkeit Jesu erkennen.
Vor dir denken wir an die Menschen,
die ein Virus krank macht an Leib und Seele,
und an die Menschen, die ihnen helfen und beistehen.
Wir denken an die Menschen, die unter Unrecht leiden
und unter Gewalt und sich nach Frieden sehnen.
Wir denken an die Menschen, die uns nahe sind,
auch wenn wir in diesem Jahr Abstand zu ihnen hielten.

Vater unser im Himmel ...

 Segen
Gott segne dich und behüte dich.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Gott hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.

Liedvorschläge
O Heiland, reiß die Himmel auf (eg 7)
Fröhlich soll mein Herze springen (eg 36; Wochenlied)
O du fröhliche (eg 44)