Gottesdienst am Palmsonntag, 28. März 2021

Erstellt am 27.03.2021

Wochenspruch

Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben (Joh. 3, 14 b.15)

Votum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Eingangsgebet

Barmherziger Gott, die Texte der Bibel ermutigen uns, bei dir nach einer neuen Zukunft zu suchen und darauf zu vertrauen, dass deine Liebe Glauben und Hoffnung zusammenhält.

Darum bitten wir dich: Lass uns offen sein für neue Erfahrungen, für neue Wege,

für das neue Leben, das du uns versprochen hast, auch wenn es durch den Tod gehen muss.

Damit wir schon jetzt spüren können, wie deine Zukunft unter uns Gestalt annimmt.

Amen.

Predigttext Hebräer 11, 1 – 2 + 12, 1 - 3

1 Was ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge. 2 Weil unsere Vorfahren diesen Glauben hatten, stellt Gott ihnen in der Schrift ein gutes Zeugnis aus.

12,1 Wir sind also von einer großen Schar von Zeugen umgeben, deren Leben uns zeigt, dass es durch den Glauben möglich ist, den uns aufgetragenen Kampf zu bestehen. Deshalb wollen auch wir – wie Läufer bei einem Wettkampf – mit aller Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen. Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert, uns von der Sünde trennen, die uns so leicht gefangen nimmt, 2 und unseren Blick auf Jesus richten, den Wegbereiter des Glaubens, der uns ans Ziel vorausgegangen ist. Weil Jesus wusste, welche Freude auf ihn wartete, nahm er den Tod am Kreuz auf sich, und auch die Schande, die damit verbunden war, konnte ihn nicht abschrecken. Deshalb sitzt er jetzt auf dem Thron im Himmel an Gottes rechter Seite. 3 Wenn ihr also in der Gefahr steht, müde zu werden, dann denkt an Jesus! Wie sehr wurde er von sündigen Menschen angefeindet, und wie geduldig hat er alles ertragen! Wenn ihr euch das vor Augen haltet, werdet ihr nicht den Mut verlieren.

Glaubensbekenntnis

Predigt

Liebe Leserinnen und Leser!

“Was ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft …” Ich muss ehrlich gestehen, dass ich im Laufe meines Theologiestudiums nur wenige Definitionen von “Glaube” kennen gelernt habe, die ähnlich überzeugend, klar und so prägnant waren. Oftmals machen wir es uns mit dem Glauben zu schwer, versuchen ihn zu fassen und zu verstehen. Und als wenn dies nicht schon herausfordernd genug wäre, beschäftigen wir uns zusätzlich noch damit, auch seine Abwesenheit zu erklären, ebenfalls eher unbeholfen als wirklich schlüssig nachvollziehbar. Doch wie soll man Unglauben definieren, wenn man noch nicht einmal sicher ist, was Glauben bedeutet? Laut Hebräerbrief müsste diese Definition dann lauten: Unglaube rechnet nicht mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft. Aber warum hofft man dann überhaupt? Natürlich könnte man auch behaupten: Unglaube rechnet mit der Erfüllung dessen, was man nicht erhofft, also mit dem, was man befürchtet, wovor man Angst hat. Aber auch das klingt irgendwie seltsam. Glaube und Hoffnung scheinen auf jeden Fall miteinander in Beziehung zu stehen. Das eine ist schwer ohne das andere vorstellbar. Wer hofft und auf diese Hoffnung baut, glaubt irgendwie auch. Und wer glaubt, kann nicht anders als hoffen. Fehlt eines, fehlt beides.

Glaube und Hoffnung zusammenzuhalten ist sicher nicht immer einfach. Das Leben bietet zwar vieles, für das wir dankbar sein dürfen. Aber es hält eben auch Ereignisse bereit, die uns an ihm eher verzweifeln lassen. Dazu gehört für nicht wenige sicher auch die Corona-Krise mit ihren Covid19-Erkrankungen, den schweren Verläufen, den Intensivpatienten, den Sterbefällen und den LongCovid-Betroffenen. Niemand kann für dieses Virus haftbar gemacht werden und niemand kann sich wirklich sicher sein, nicht zu der Risiko-Gruppe zu gehören. Und die Maßnahmen – ob wir sie für notwendig und ausreichend halten oder nicht – stellen uns neben den gesundheitlichen Fragen zusätzlich auch gesellschaftlich, sozial und finanziell vor ungeahnte Aufgaben, denen nicht alle gewachsen sind. Dabei ist das Neue an dieser Katastrophe ja lediglich ihre Globalität. Die Schicksalsschläge, die sie zu bieten hat und die Herausforderungen, vor die sie uns stellt, kennen wir zu Genüge aus eignen Erfahrungen. Niemand kann sich vor diesen lokalen und persönlichen Katastrophen tatsächlich schützen, niemand kann sich von den Zweifeln und auch Verzweiflungen wirklich freisprechen. Sie sind Teil unseres noch der Vergänglichkeit unterworfenen Alltags, deren Realität wir mehr schlecht als recht immer wieder auszublenden versuchen.

Diese Erfahrung ist natürlich nicht neu. In den letzten drei Versen des Predigttextes spielt der Hebräerbrief darauf an und nennt es gar einen Kampf. Doch er lässt uns nicht mit dieser Feststellung allein im Regen stehen. Er gibt uns Werkzeuge an die Hand, die wir nutzen dürfen, um an und in diesem Leben nicht zu verzweifeln, mit denen wir Glaube und Hoffnung zusammenhalten können. Da wäre zunächst einmal das, was man als Überlieferung und Tradition bezeichnen könnte. Eine “Schar von Zeugen” nennt es der Verfasser und sieht in ihrem Leben beispielhaft verwirklicht, dass sich das Festklammern an den Verheißungen Gottes auszahlen wird! Aber das ist noch nicht alles. “Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert …” Also mit leichtem Gepäck sollen wir durch das Leben gehen, es uns nicht schwerer machen als nötig. Und wenn wir einmal intensiv darüber nachdenken, was das denn sein könnte, dann werden wir am Ende feststellen, dass das meiste davon oft das ist, was der Liebe Gottes widerspricht. Uns davon zu trennen, würde schon eine Menge dazu beitragen, Glaube und Hoffnung zu bewahren. Und schließlich bringt der Hebräerbrief noch Jesus ins Spiel. “Wenn ihr also in der Gefahr steht, müde zu werden, dann denkt an Jesus!” Mit ihm zog – ähnlich wie damals in Jerusalem Jesus auf dem Esel reitend – die Liebe Gottes so präsent in das Leben ein, dass im Grunde genommen niemand mehr daran vorbeikommt. Auch wir nicht.

Also: Glaube und Hoffnung … vollendet durch die Liebe! Die Trias kennen wir schon von Paulus. Sie bildet das Lebensdreieck, in dem wir uns geborgen fühlen dürfen … auch und gerade in den Zeiten, in denen es uns schwer fällt, darauf zu vertrauen, dass Gott die Welt in seinen Händen hält. Er tut es! Und er sorgt dafür, dass niemand durch das Netz fällt, das Jesus ausgeworfen hat, um uns zu ihm zu ziehen: in jedem Moment unseres Lebens, auch in unseren persönlichen Krisen und auch in dieser Corona-Pandemie. Amen

Fürbittengebet

Gott, wir wollen unseren Glauben und unsere Hoffnung, mit deiner Liebe zusammenhalten,

damit

– die Hungrigen genug zum Leben haben;

– die Obdachlosen ein Dach über den Kopf bekommen;

– die Einsamen sich nicht alleine fühlen;

– die Traurigen wieder lachen können;

– den Geschundenen Gerechtigkeit widerfährt;

– die Heimatlosen sich bei uns angenommen wissen;

– die Lebenssatten einen Sinn in ihrem Leben finden;

– die Kranken gesunden;

– und die Sterbenden in Ruhe gehen können. Amen

Vater unser

Segen

Gott segne dich und behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen

Liedvorschläge:

EG 91 Herr, stärke mich

EG 314 Jesus zieht in Jerusalem ein

EG 97 Holz auf Jesu Schulter

In der kommenden Woche feiern wir das Osterfest. Aufgrund der Corona-Pandemie wird es auch an in der Kar- und Osterwoche keine Präsenzgottesdienste geben. Wir werden jedoch auf unserem youtube-Kanal Gottesdienste zu Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag veröffentlichen. Den Link finden Sie hier auf Unserer Homepage