Gottesdienst am 25. Oktober 2020 20. Sonntag nach Trinitatis

Erstellt am 25.10.2020

Wochenspruch (Micha 6,8):
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist
und was der HERR von dir fordert:
nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben
und demütig sein vor deinem Gott. 

Eingangspsalm (Psalm 119, 1-3.6-9):
Wohl denen, die ohne Tadel leben,
die im Gesetz des HERRN wandeln!
Wohl denen, die sich an seine Zeugnisse halten,
die ihn von ganzem Herzen suchen,
die auf seinen Wegen wandeln
und kein Unrecht tun.
Wenn ich schaue allein auf deine Gebote,
so werde ich nicht zuschanden.
Ich danke dir mit aufrichtigem Herzen,
dass du mich lehrst die Ordnungen deiner Gerechtigkeit.
Deine Gebote will ich halten;
verlass mich nimmermehr! 

Gebet:
Gott, du sagst uns, was gut ist.
Du zeigst uns Wege, die wir gehen können.
Hilf uns, richtig zu entscheiden und mutig zu handeln.
Durch Jesus Christus, der uns gerufen hat, ihm zu folgen.   Amen. 

Predigt (über Markus 2,23-28):

23 Und es begab sich, dass er am Sabbat durch die Kornfelder ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. 24 Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist? 25 Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, da er Mangel hatte und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: 26 wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? 27 Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. 28 So ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.

Grafik: Plaßmann

 

Was ist am Sabbat zu tun erlaubt – und was nicht? Um diese Frage, liebe Gemeinde, geht es in dem Streit zwischen Jesus und den Pharisäern. Diese Frage ist immer noch aktuell; wenn wir „Sabbat“ durch „Sonntag“ ersetzen, sind wir mitten drin im Streit um Sonntagsarbeit und verkaufsoffene Sonntage. Seit Kaiser Konstantin im Jahr 321 den Sonntag zum staatlichen Ruhetag erklärt hat, gibt es nämlich so etwas wie ein Verbot der Sonntags-Arbeit. Auch unser Grundgesetz stellt in Artikel 140 den Sonntag als Tag der Arbeitsruhe unter staatlichen Schutz. Und es nennt zugleich Bereiche, die vom Verbot der Sonntagsarbeit ausgenommen sind: übliche Hausarbeiten ebenso wie der Dienst an Kranken und all die Arbeiten, die der Sicherheit, der lebensnotwendigen Versorgung oder auch der Erholung der Menschen dienen. Vom Einkaufen (und damit Verkaufen) in geöffneten Läden und Geschäften ist dort nicht die Rede. Auch nicht ausnahmsweise, nur viermal im Jahr, oder um die Kaufkraft gerade in Corona-Zeiten im Dorf zu halten.

Was ist am Sabbat zu tun erlaubt – und was nicht? Während sich die Pharisäer für die strikte Einhaltung der Sabbatruhe einsetzen, finden wir Jesus auf der Seite derjenigen, die dieses Gebot übertreten haben. Und indem er das Verhalten seiner Jünger rechtfertigt, scheint er dieses Gebot aufzuweichen. Scheint! Denn die Jünger, die mit Jesus durchs Kornfeld gingen, machen ja keinen Spaziergang. Die meisten von ihnen hatten mit dem Ruf in die Nachfolge ihre Arbeit aufgegeben, auch ihre Familien und ihr Zuhause, und zogen nun Landstreichern gleich mit ihrem Herrn und Meister von einem Ort zum andern. Solchen Menschen erlaubte ihr Wanderleben nicht, sich darum zu sorgen, was sie essen und trinken werden; sie waren darauf angewiesen, dass der morgige Tag für das Seine sorgen wird. Für sie, die bettelnd von der Hand in den Mund lebten, waren Feier- und Ruhetage wie der Sabbat schlichtweg lebensbedrohend. Weil sie eben keinen Vorrat hatten, von dem sie am Wochenende zehren konnten.

„Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen“: Jesu Antwort, wenn ich sie recht verstehe, ist also kein Plädoyer dafür, die Arbeit am Sabbat zu erlauben. Gefordert wird vielmehr, dass alle Menschen in den Stand versetzt werden müssen, angemessen Sabbat zu feiern! Dass es also allen ermöglicht wird, das Geschenk des Sabbats recht zu nutzen. Ja, der Sabbat ist ein göttliches Geschenk! „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“ (2. Mose 20,8-12)

Für einen Tag der Woche unterbricht der Sabbat den alltäglichen Lebensrhythmus. An einem Tag in der Woche soll keine Arbeit getan werden. An einem Tag in der Woche sollen keine Befehle erteilt und befolgt werden – weil die Sabbatruhe nicht nur den Begüterten vorbehalten ist, sondern auch und gerade die sozial Schwachen (die Knecht und die Magd, das Vieh und den Fremdling) mit einschließt. An einem Tag in der Woche müssen wir nicht funktionieren. An einem Tag in der Woche dürfen wir das Hamsterrad 'Produzieren – Verbrauchen – Arbeitskraft-Wiederherstellen' verlassen. In einem Gedicht (Den Feiertag heiligen) von Dorothee Sölle heißt es:

„Du sollst dich selbst unterbrechen.
Zwischen Arbeiten und Konsumieren
soll Stille sein und Freude,
zwischen Aufräumen und Vorbereiten
sollst du es in dir singen hören,
Gottes altes Lied von den sechs Tagen
und dem einen, der anders ist.
Zwischen Wegschaffen und Vorplanen
sollst du dich erinnern an diesen ersten Morgen,
(…) als die Sonne aufging
ohne Zweck
und du nicht berechnet wurdest (…).“
Amen.

 

Lied: Wir strecken uns nach dir
1. Wir stecken uns nach dir, in dir wohnt die Lebendigkeit. Wir trauen uns zu dir, in dir wohnt die Barmherzigkeit. Du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.
2. Wir öffnen uns vor dir, in dir wohnt die Wahrhaftigkeit. Wir freuen uns an dir, in dir wohnt die Gerechtigkeit. Du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.
3. Wir halten uns bei dir, in dir wohnt die Beständigkeit. Wir sehnen uns nach dir, in dir wohnt die Vollkommenheit. Du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.