Gottesdienst am 13. September 2020 14. Sonntag nach Trinitatis

Erstellt am 14.09.2020

Wochenspruch (Psalm 103,2):

Lobe den HERRRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

 

Eingangspsalm (Psalm 146,1.2.5.8.10):

Halleluja! Lobe den HERRN, meine Seele!
Ich will den HERN loben, solange ich lebe,
und meinem Gott lobsingen, solange ich bin.
Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist,
der seine Hoffnung setzt auf den HERRN, seinen Gott.
Der HERR macht die Gefangenen frei.
Der HERR macht die Blinden sehend.
Der HERR richtet auf, die niedergeschlagen sind.
Der HERR liebt die Gerechten.
Der HERR ist König ewiglich,
dein Gott, Zion, für und für. Halleluja!

 

Gebet:

Gott, Deine Güte erhält unser Leben.
Dich loben, die deine Treue erfahren.
Lass uns merken, wenn Du uns bewahrst,
und wahrnehmen, wie Du uns leitest.
So wird unser Leben dich loben
und unser Dank Dich rühmen. Amen.

 

Wochenlied: Lobe den Herr, meine Seele

Kehrvers: Lobe den Herrn, meine Seele, und seinen heiligen Namen. Was er dir Gutes getan hat, Seele, vergiss es nicht, Amen. Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele. Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele.

1. Der meine Sünden vergeben hat, der mich von Krankheit gesund gemacht, den will ich preisen mit Psalmen und Weisen, von Herzen ihm ewiglich singen: Lobe den Herrn, meine Seele ...

2. Der mich im Leiden getröstet hat, der meinen Mund wieder fröhlich macht, den will ich preisen mit Psalmen und Weisen, von Herzen ihm ewiglich singen: Lobe den Herrn, meine Seele ...

3. Der mich vor Tode errettet hat, der mich behütet bei Tag und Nacht, den will ich preisen mit Psalmen und Weisen, von Herzen ihm ewiglich singen: Lobe den Herrn, meine Seele ...

 

Predigt (über Lukas 19,1-10)

1 Und er ging nach Jericho hinein und zog hindurch. 2 Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. 3 Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. 4 Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn   

   zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. 5 Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. 6 Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. 7 Da sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. 8 Zachäus aber trat herzu und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und

 wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück. 9 Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams. 10 Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Er war reich: das ist das Eine, was wir über Zachäus erfahren. Über Zachäus, den Oberen der Zöllner: Der also von den Römern, die sein Land besetzt hielten, die Lizenz zum Eintreiben von Steuern erworben hatte. Und daraus ein einträgliches Privat-Geschäft machte. Er beschäftigte mehrere Männer, die an den Handelswegen Zoll einforderten für die transportierten Waren. Und die, das war ein offenes Geheimnis, dabei nicht nur willkürlich Tarife erfanden, sondern auch gefälschte Gewichte nutzten. Kein Wunder, dass die Zöllner im Volk als Betrüger verrufen waren – und einer ihrer Oberen sowieso...

Zachäus, was ins Deutsche übersetzt so viel heißt wie „der Reine“ , war also regelrecht ein Lump. Einer mit langen Fingern – und mit kurzen Beinen! Denn dass er klein war, das ist das Zweite, was uns über ihn mitgeteilt wird. Und was von Belang ist, als eines Tages ein Gerücht durch Jericho schwirrt. Jesus aus Nazareth, der wegen seiner Geschichten vom Himmelreich und wegen seiner Wunder-Taten von manchen als der erwartete Messias angesehen wird, sei in der Nähe! Er habe soeben einen Blinden geheilt. Und werde gleich, auf seinem Weg nach Jerusalem, auch durch ihren Ort kommen.

Große Aufregung; alle wollen diesen Menschen einmal aus der Nähe sehen. Auch Zachäus möchte sich mit eigenen Augen ein Bild von ihm machen. Will sehen, wer der ist: Einer der zahlreichen Wanderprediger? Oder doch mehr? Aber Zachäus ist spät dran. Die Menschen säumen schon dicht gedrängt beide Seiten der Straße. Für einen wie ihn werden die bestimmt nicht zusammenrücken und Platz machen. Da hat er eine Idee: Er rennt, so schnell er kann, zu einem Baum und klettert auf den hinauf!

Da sitzt er nun, oben, mitten im dichten Laubwerk, auf einem starken Ast, und lässt die kurzen Beine baumeln. Er schaut nach unten, auf die Menschenmenge, wo kein Platz für ihn war. Und freut sich über seinen herausragenden Ort. Kein popeliger Stehplatz, sondern Ehrenloge! Sollen die Leute doch verächtlich über ihn denken und reden. Herab blicken können sie nicht auf ihn. Das kann er aber, auf sie.

Und das tut er auch. Hält Abstand zu ihnen. Hält Abstand auch zu diesem Jesus, obwohl der doch irgendetwas tief in ihm angerührt, geweckt hat. So dass er, wie ein Kind, auf einen Baum geklettert ist. Um besser sehen zu können. Auch, um nicht gesehen zu werden?! Den linken Arm um den Baumstamm gelegt, als suche er Schutz. Den rechten Arm fest an seine Tasche gepresst, als wäre die und das, was in ihr ist (sein Reichtum vielleicht?), sein einziger Schatz, sein ganzes Heil. Ja, es hat den Anschein, dass Zachäus auch auf den Baum geklettert ist, um sich zu verstecken: Vor den Leuten; vor Jesus; vor sich selbst. Vor seinem bisherigen Leben, so reich an Taten und Untaten. Vor seinen Wünschen und Träumen nach einem ganz anderen Leben... 

„Zachäus“: Das Blut schießt dem so Angeredeten in den Kopf. Ertappt! Entdeckt in seinem Versteck! Doch die Stimme, die ihn bei seinem Namen ruft, tut das nicht erbost öder ärgerlich, auch nicht belustigt oder belustigend. Freundlich wird sein Name gerufen, aber mit einem gewissen Ernst, der alle seine bisherigen Niederlagen und Höhenflüge in diesem einen Wort aufgehoben sein lässt. „Zachäus, steig eilend herunter“: Nicht, weil das Essen sonst kalt wird, oder damit du dir nicht die neue Hose einreißt. Komm schnell herunter, Zachäus, weil du es nicht länger nötig hast, dich auf deinem Baum zu verstecken! Du kannst runter kommen von deinem Lügen-Leben, das dich so einsam gemacht hat. Kannst runter kommen von deinem betrügerischen Reichtum, der doch nur Angst und Überheblichkeit mit sich bringt. Du brauchst nicht größer sein wollen, als du in Wirklichkeit bist, kleiner Zachäus. Also: Steig eilend herunter!

 

Und das Kamel klettert tatsächlich durchs biblische Nadelöhr. Zachäus steigt herunter von seinem Baum; steigt aus seinem bisherigen Leben aus. Tja, liebe Gemeinde, wenn das so ist, wenn das so einfach geht, dann brauchen wohl auch wir uns nicht mehr zu verstecken und zu versteigen. Dann können auch wir uns getrost sehen lassen vor dem, der sagt: Ich will zu Dir.   Amen.