Gottesdienst am 18. Sonntag nach Trinitatis, 11.10.2020

Erstellt am 10.10.2020

Am 18. Sonntag nach Trinitatis begrüße ich Sie herzlich zum Gottesdienst.
Die Texte des heutigen Sonntags rufen uns zum verantwortungsvollen Leben auf. Nächsten- und Gottesliebe müssen in unserem Zusammenleben ihren Ausdruck finden, damit dieses gelingt.
Der Wochenspruch lautet: Dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebt. 

Votum
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. 

Musik: Lobet und preiset, ihr Völker den Herrn

 

Psalm 1 in der Übertragung von Kurt Wolff
Glücklich der Mensch, der weiß, wohin er gehört,
der sein Heil nicht allein in der Karriere sucht,
der nicht spöttisch fragt: Sollte Gott gesagt haben?
Bei denen, die tun, was sie wollen,
die Unmenschliches verlangen, nur weil es möglich und machbar ist,
ist sein Platz nicht.
Glücklich der Mensch, der dich, Gott, beständig lernt,
der Lust auf deine Weisung hat und sagt:
Du bist der Eine, du sprichst, und also geschieht es.
Wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, wächst er und blüht und grünt
Und trägt Früchte, wenn die Zeit dazu gekommen ist.
So lebt der nicht, der dich nie kennenlernte, und nicht der Mensch,
der Spreu für Weizen ausgibt.
Den Weg der Gerechten, mein Gott, hast du gekennzeichnet.
Der Selbstgerechten Spur aber verläuft sich und versandet.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen

Musik: Lobet und preiset, ihr Völker den Herrn

 

Lesung des Predigttextes 5. Mose 30, 11 – 14
11 Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht zu wunderbar für dich und nicht zu fern. 12 Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: »Wer will für uns zum Himmel fahren und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun?« 13 Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: »Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun?« 14 Sondern das Wort ist sehr nahe bei dir, in deinem Mund und in deinem Herzen, sodass du es tun kannst.

Halleluja
Am Rat des Herrn haben teil, die ihn fürchten; und seinen Bund lässt er sie wissen.
Halleluja.

Orgel: Halleluja

 

Gemeinsames Glaubensbekenntnis

 

Musik: Wir strecken uns nach dir

 

Predigt mit Gen. 6, 22 - 27
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde,
Ach nee, nicht schon wieder!
Nicht schon wieder Gebote, Regeln, Maßnahmen, Verhaltensvorschriften … Davon haben wir doch schon genug. Corona sei Dank!
Was müssen wir nicht alles beachten, auf so vieles müssen wir Rücksicht nehmen, überall aufpassen, nicht nachlässig werden.
Zu den AHA-Regeln jetzt auch noch Lüften und anderes.
Müde sind viele geworden, auch genervt.
Und jetzt ist der Kreis Unna Risikogebiet, vielleicht muss der geplante Urlaub in den Herbstferien abgesagt
werden und es gibt Einschränkungen für Feiern und Kontakt.
Manche machen sich Luft, indem sie gegen die Corona-Regeln und für ihre Freiheit demonstrieren.
Die meisten jedoch halten sich noch dran, auch wenn nicht alle von allem überzeugt sind.
Natürlich ist die Aufmerksamkeit nicht mehr so hoch wie noch im Frühjahr, dafür ist vieles aber auch schon fast zum Alltag geworden und uns in Fleisch und Blut übergegangen.
Ausnahmen bestätigen die Regeln.
Doch man sehnt sich wieder nach der alten Normalität.
Und man hat wenig Lust auf noch mehr Vorschriften, vor allem dann, wenn sie uns unlogisch, kompliziert und wenig praktikabel erscheinen.
Und nun dieser Predigttext an einem Sonntagmorgen!
Dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht zu wunderbar für dich und nicht zu fern.
Das spielt auf die 10 Gebote und das Gebot der Liebe an.
Die 10 Gebote kriegen wir vielleicht auch noch alle zusammen, wenn auch nicht in der korrekten Reihenfolge.
Aber das ist wohl auch nicht so wichtig.
Wir wissen, es geht darum, ein gutes Miteinander von Mensch und Gott und Mensch und Mensch zu fördern. Dass uns dabei manches altbacken vorkommt – geschenkt.
Dennoch gibt es eine relativ hohe Akzeptanz, jedenfalls bei den meisten. Ob wir uns immer daranhalten, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
„Du sollst nicht töten …“ – das brauchen wir hier erst einmal nicht zu thematisieren.
Aber schon bei der Ehrung der Eltern tauchen erste Fragezeichen auf: Wie gehen wir z.B. mit älteren Menschen in unserer Gesellschaft um? Oder nehmen wir das Gebot, nicht den Besitz der anderen zu begehren.
In einer von Konsum geprägten Welt stoßen wir auch da an unsere Grenzen, uns von Neid und Eifersucht frei zu machen.
Und was ist mit dem Sabbat-Gebot? Wie schafft man einen Tag der Ruhe in Zeiten des Internets, wo alles und jede/r 24 Stunden an 7 Tagen der Woche erreichbar ist und sich auch die Geschäfte vor Ort gezwungen sehen, ihre Läden immer länger aufzuhalten?

Auch hier wird uns sicher nicht selten der Gedanke kommen, dass die Forderungen überholt, abgehoben und in der Praxis kaum oder schwierig umsetzbar sind.
Vielleicht sind sie ja doch von und für eine andere Welt und für eine andere, besondere Zeit, die Gebote des himmlischen Vaters …?!
Doch uns wird widersprochen!
„Denn dieses Gebot ist nicht zu wunderbar für dich und nicht zu fern.“ Will heißen: Sie sind nicht weltfremd und bedeuten auch keine Überforderung, damals waren sie es nicht und heute sind sie es auch nicht.
Jedenfalls dann nicht, wenn wir richtig mit ihnen umgehen lernen.
Sondern das Wort ist sehr nahe bei dir, in deinem Mund und in deinem Herzen, sodass du es tun kannst, heißt es im Predigttext weiter.
Wie das aussieht, hat z.B. Jesus aus Nazareth vorgelebt.
Anstatt, wie etwa die Pharisäer, das Leben dem Gesetz unterzuordnen, hat er das Gesetz dem Leben untergeordnet.
Der Sabbat ist eben für den Menschen da – und nicht umgekehrt.
Das relativiert die Bedeutung der Satzungen nicht.
Aber ob ein Gebot geboten ist, entscheidet sich je nach Situation.
Die Frage, die dieser Entscheidung zugrunde liegt, lautet:
Dient die Befolgung des Gebots dem Leben oder schadet es ihm.
Und schadet es ihm, darf das Gebot übertreten werden.
Auch wenn das nicht immer einfach zu beantworten ist:
Für mich ist das ein hilfreicher und praktikabler Leitfaden – auch in dieser Corona-Zeit -, um verantwortungsvoll leben zu können und Entscheidungen zu treffen.
Auch wenn es mir manchmal schwerfällt und ist manchmal auch nicht so leicht zu entscheiden ist, was dem Leben dient, wie Menschen gut miteinander leben können und welche Regeln gelten.
Ich mich ärgere, wenn andere leichtsinnig sich über Regeln hinwegsetzen und das Leben der Menschen gefährden, so wie z. B.  der amerikanische Präsident Trump in der letzten Woche.
Mit einer Covid-19-Infektion mit dem Auto herum zu fahren, geht auch im Wahlkampf nicht.
Für sein verantwortungsloses Handeln nimmt er dann auch noch Gott in Anspruch:
Es ist Gottes Segen gewesen, dass ich an Covid-19 erkrankt bin,
wird er auf der Titelseite der Ruhrnachrichten zitiert.
Mit solchen Äußerungen kann ich schwer umgehen.
Da wird Gottes Name missbraucht und für eigene Zwecke eingesetzt.

Und darum geht es: Wie ich leben und wonach ich mein Leben ausrichten will.
Gottes Gebote haben immer ein Miteinander zum Ziel: Solidarität, Respekt, Barmherzigkeit, Liebe.
Alles Eigenschaften, die uns nicht nur uns selbst in den Blick nehmen lassen, sondern auch den anderen.
Damit entsprechen sie dem dreifachen Liebesgebot, weshalb Jesus dieses als das höchste bezeichnen konnte.
Dieser Sinn der Gebote darf nicht verloren gehen, sonst pervertieren wir sie zu Gesetzen, die mehr schaden als helfen.
Und die dann irgendwann belasten und einengen, anstatt zu befreien. Und genau darum geht es Gott letztendlich.
Vielleicht hilft uns das, sie in unseren Alltag zu integrieren, auch solche Gebote und Regeln, die uns erst einmal suspekt und gewöhnungsbedürftig erscheinen.
Sie sind nicht dazu da, uns zu gängeln, sondern dienen dem gemeinschaftlichen Leben. So sind sie zu lesen und zu leben.

Amen
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.

Musik: Wir haben Gottes Spuren festgestellt

 

Fürbittengebet
Herr, wir beten für die Menschen,
die sich zu deiner Kirche zählen.
Schenke uns allen deinen Geist,
der uns zu einer Gemeinschaft macht,
die Grenzen überwindet
und den Nächsten nicht vergisst. 

Herr, wir beten für die Menschen,
die nicht zu deiner Kirche gehören.
Wir wollen ihnen mit deiner Liebe und unserem Respekt begegnen
und sie einladen, an einer liebevolleren Welt mitzuarbeiten. 

Herr, wir beten für die Menschen,
die sich nach Harmonie, Frieden und Gerechtigkeit sehnen.
Gib ihnen den nötigen Mut und die notwendige Kraft,
an der Wirklichkeit nicht zu verzweifeln
und an ihrem Traum von einer besseren Zukunft festzuhalten. 

Herr, wir beten für die Menschen,
die nur sich selbst im Blick haben.
Öffne ihnen die Augen für ihre Mitmenschen
und lass sie den Reichtum der Nächsten- und Feindesliebe erfahren. 

Herr, wir beten für die Menschen,
die unseren Beistand brauchen.
Lass sie spüren, dass wir sie nicht übersehen. 

Herr, wir beten für die Menschen,
die sich aus unserer Gesellschaft ausgeschlossen fühlen.
Wir wollen auf sie zugehen und sie in unsere Mitte holen. 

Herr, wir beten für die Menschen, die sich unsicher fühlen
und nach Orientierung suchen.
Sei du ihr Kompass, nachdem sie ihr Leben ausrichten können.
Amen. 

Vater unser

Musik: Wo ein Mensch Vertrauen gibt

Segen
Gott segne dich und Gott behüte dich.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Amen.

 

Musik zum Ausgang