Gottesdienst am Sonntag Sexagesimä 07. Februar 2021

Erstellt am 06.02.2021

Liebe Leserinnen und Leser, noch immer können wir nur in der Distanz miteinander Gottesdienst feiern. Entzünden Sie eine Kerze, kommen Sie zur Ruhe. Wenn Sie möchten können Sie zwischendurch Musik hören. Liedvorschläge finden Sie am Ende.

Wochenspruch

Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstock eure Herzen nicht. Hebr. 3, 15


Votum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.


Eingangsgebet

Großer Gott, du wirkst auch im Verborgenen.

Du bist auch da, wo wir dich nicht vermuten.

Du hältst uns, wo wir ins Leere zu fallen scheinen.

Du bleibst deiner Schöpfung treu, wo sie gottverlassen scheint.

Darauf werden wir vertrauen, daran werden wir festhalten, daraus schöpfen wir Kraft.

Auch für andere. So danken wir dir und preisen deinen Namen von nun an bis in alle Ewigkeit. Amen.


Predigttext Markus 6

35 Da nun der Tag fast vergangen war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Die Stätte ist einsam, und der Tag ist fast vergangen;

36 lass sie gehen, damit sie in die Höfe und Dörfer ringsum gehen und sich etwas zu essen kaufen.

37 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Silbergroschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben?

38 Er aber sprach zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht hin und seht nach! Und als sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fünf, und zwei Fische.

39 Und er gebot ihnen, dass sich alle lagerten, tischweise, auf das grüne Gras.

40 Und sie setzten sich, in Gruppen zu hundert und zu fünfzig.

41Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, dass sie sie ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle.

42Und sie aßen alle und wurden satt.

43Und sie sammelten die Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen.

44Und die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Männer.

Glaubensbekenntnis


Predigt

Liebe Leserinnen und Leser!

Vom fast zwei Jahren, im Juni 2019 wurde in Dortmund der evangelische Kirchentag gefeiert. Vielleicht waren Sie da oder haben in den Medien die Veranstaltungen dort verfolgt.

Über 100 000 Menschen feierten ein Fest des Glaubens, heute können wir uns das kaum noch vorstellen.

In diesem Jahr im Mai ist wieder Kirchentag. Der 3. Ökumenische Kirchentag wird in Frankfurt gefeiert. Im kleinen Kreis und zum großen Teil digital.

Der heutige Sonntag ist der Kirchentagssonntag. In den evangelischen und katholischen Gemeinden stimmen wir uns an diesem Sonntag auf den Kirchentag und sein Motto aus dem 6. Kap. des Markusevangeliums ein: „Schaut hin“.

Rückblick einer Jünger/in:

„Geht allein an einsame Stätte und ruht ein wenig.“ Das hat Jesus heute Morgen zu uns Jünger*innen gesagt. Die Ruhe hätte ich gebraucht, nach den vollen Tagen in der letzten Zeit. Aber es ist anders gekommen. Wir sind direkt ans Ufer des Sees gegangen. Dort haben wir ein Boot gesucht und sind raus auf den See gefahren. Obwohl es noch früh am Morgen war, stand die Sonne schon am Himmel und schien auf uns nieder. Dann kam eine frische Brise auf, die unser Boot an die andere Seite des Ufers trieb. Dort warteten ganz viele Menschen auf Jesus. Ich hatte mich erst vor einigen Wochen Jesus angeschlossen. Da wusste ich noch nicht, wie anstrengend ein Leben auf Wanderschaft sein kann. Selten sind wir mehrere Tage an einem Ort geblieben. Heute sollte unser erster Ruhetag werden und nun ist Jesus schon wieder die ganze Zeit am Predigen. Mir wurde alles ein wenig zu viel. Zum Glück fand ich am Rand ein schattiges Plätzchen, an dem ich mich ausruhen konnte. Aus der Ferne habe ich dann das Geschehen beobachtet. Es beeindruckt mich immer wieder zu sehen, welche Wirkung Jesu Worte auf die Menschen haben ...

Irgendwann muss ich eingenickt sein, denn die Sonne stand schon tief am Horizont. „Als nun der Tag fast vorbei war“ bin ich zu Jesus hingegangen, habe ihn an die Schulter getippt und darauf hingewiesen. Beim Reden schien er Raum und Zeit vergessen zu haben. Er konnte gar nicht begreifen, dass die Menschen um ihn rum – mich ein- geschlossen – langsam Hunger bekommen.

Er hat mir und den anderen Jünger*innen aufgetragen, unsere Vorräte mit all den vielen Menschen zu teilen, die um uns herum waren. Wenn ich schätzen müsste, würde ich 5.000 sagen. Jesus sagte uns: „Geht hin und seht, wie viel ihr an Essen dabeihabt!“.

So sind die Jünger*innen hingegangen und haben nach dem Essen geschaut. Es war viel zu wenig für so viele Menschen. Aber Jesus sorgte wie durch ein Wunder dafür, dass alle genug zum Essen hatten und satt wurden. Er schaffte eine unerwartete Wendung am Tagesende, die hoffen lässt. Aber können auch wir heute auf Veränderung hoffen?

Und Heute?

„Geht allein an einsame Stätte und ruht ein wenig.“ In meinem Alltag vor Corona hätte ich mir das gewünscht. Mal ein bisschen Pause machen können, entschleunigter leben. Und jetzt? All das ist Geschichte. Der Alltag anders geworden. Morgens aufstehen, kein Arbeitsweg, sondern von zu Hause aus arbeiten. Mittagessen und weiter arbeiten. Familie, Freunde, Bekannte – alle sieht man nur noch über soziale Medien, Videokonferenzen oder Telefonate. „Als nun der Tag fast vorbei war“ ein bisschen Fernsehen, vielleicht noch ein kleiner Spazier- gang und ab ins Bett. Und am nächsten Tag wieder dasselbe. Der Trott hat sich schnell eingestellt in dieser Art von neuem Alltag.

Aber „Geht hin und seht!“ Es hat auch viele neue Formen der Gemeinschaft gebracht. Mit einigen Gruppen treffen wir uns jetzt auch online. So können aber auch andere, die schon länger weggezogen sind, dabei sein. Wir können unsere Gemeinschaft erweitern und mehr Menschen daran teilhaben lassen. Wichtige Dinge werden in letzter Zeit anders in den Fokus gerückt und Neues zeigt sich.

Wir können also auch in der heutigen Zeit auf Veränderung hoffen und die positiven Dinge sehen, die sich entwickeln. Aber auch kleine Schritte können eine große Veränderung herbeiführen. Hoffnung und Mut dafür können sich durch den Glauben bilden. Die Bibelstelle zeigt uns, dass wir einen Blick darauf werfen sollten, was wir haben und was unsere Ressourcen sind. Im Vertrauen auf Gott können wir dann sehen und gemeinsam entdecken, was alles möglich ist. „Schaut hin!“ – ja, da ist noch viel zu tun. Ich kann mit meinem eigenen Kaufverhalten viel dazu beitragen, dass es Menschen und Tieren auf dieser Welt besser geht. Als Gesellschaft und Staat können wir insgesamt noch sehr viel mehr tun, um Armut zu lindern, das Klima zu schützen, unseren Lebensraum zu schonen und das Leben für alle gerechter und erträglicher zu machen. Schaut hin – das öffnet uns die Augen für das, was wir für andere tun können und in der Gemeinschaft mit ihnen. Amen.



Fürbittengebet

Großer Gott, erinnere uns daran, dass du nicht nur Frieden schenkst,

sondern auch von uns erwartest, dass wir Frieden schaffen.

Erinnere uns daran, dass du nicht nur Freiheit versprichst, sondern uns auch aufforderst,

für die Freiheit anderer einzutreten.

Erinnere uns daran, dass du nicht nur Gerechtigkeit schaffst, sondern uns auch dazu bestimmt hast, nach Gerechtigkeit zu trachten.

Erinnere uns daran, dass du nicht nur uns liebst, sondern auch die, die wir nicht lieben können.

Erinnere uns daran, dass du nicht nur der Herr der Welt bist, sondern dir auch wünschst,

der Herr unserer Herzen zu sein. Amen.


Vater unser


Segen

Gott segne dich und behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen


Liedvorschläge:

EG 432 Gott gab uns Atem

EG 171 Bewahre uns Gott