Erntedankgottesdienst 2020

Erstellt am 05.10.2020

Orgelvorspiel : Wir pflügen und wir streuen

Wochenspruch:

Aller Augen warten auf dich, Herr, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.

Ps 145, 14

Im Wechsel mit den MitarbeiterInnen der 100 Jahre – 100 Bäume Gruppe:
Danke für diese Musik         
Danke für diesen Morgen                                       
Danke für unsere Gemeinschaft jetzt                                 
Danke für deine Gegenwart                                     
Wochenspruch                                                           

Danke für Essen und Trinken an jedem Tag           
Danke für die Arbeit                                               
Danke für den Sonntag                                           
Danke für das Pizzataxi                               
Wochenspruch                                                           

Danke für die Familie                                             
Danke für Erinnerungen                                           
Danke für das Leichte u Hilfe im Schweren           
Danke für die Kinder                       
Wochenspruch                                                           

Danke für Sonne, Wind und Regen
Danke für Tage und Nächte
Danke für den Himmel und die Erde
Danke für die Apfelkuchen
Wochenspruch                                              

Danke für den Tanz und die Stille
Danke für den Atem
Danke für die Phantasie
Danke für Schokolade
Wochenspruch

Danke für Weinen und Lachen
Danke für deinen Geist in uns
Danke für die Liebe
Danke für Rosinenstuten mit Butter

Danke für das Leben                                                 alle zusammen

 

Votum

Wir feiern diesen Erntedank-Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Unsere Hilfe finden wir im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat – der seinen Bund und seine Treue hält und nie fallen lässt das Werk seiner Hände.

Martin Betting: Danke für diesen guten Morgen Stophe 1-3

Psalm 147, 1-7

Lobe den HERRN, meine Seele!
Du lässest Brunnen quellen in den Tälern, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen, dass alle Tiere des Feldes trinken und die Wildesel ihren Durst löschen.  Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen in den Zweigen. Du tränkst die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.

 

Du lässt Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst, dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz glänze vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke. Es wartet alles auf dich, dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub. Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu das Antlitz der Erde. Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin.

Lasst uns diesen Herrn anbeten:
Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Gebet 

Herr, heute danken wir dir für unser Leben, dafür dass Saat und Ernte, Sommer und Winter, Tag und Nacht immer wieder aufeinander folgen, wie du es uns zugesagt hast.
Wir feiern das Leben aus deiner Hand.
Aber wir treiben auch Raubbau mit deiner Schöpfung; bringen aus dem Gleichgewicht, was du weise geordnet hast.
Wir bitten dich, dass du deine Hand im Spiel lässt und wir deine Handlanger sein können in allem, was wir tun und allem, worauf wir verzichten.
Amen

Lesung Matthäus 13

Jesus legte Ihnen ein Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte. Er aber sprach zu ihnen: Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein. Es ist wie mit einem Senfkorn: Wenn das gesät wird aufs Land, so ist's das kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und warf's in seinen Garten; und es wuchs und wurde ein Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen.  Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorsam sein.

Halleluja
Ich will den Herrn danken und meinem Gott lobsingen so lange ich bin…
Halleluja 

Glaubensbekenntnis

 

Lied: Wir pflügen und wir streuen   2 Strophe

Predigt Erntedank        100 Jahre – 100 Bäume

Friede sei mit euch, von Gott, unserem Vater, dem Sohn Jesus Christus und der Kraft des Heiligen Geistes.  Amen

Ich würde gerne hinten zum Markt hin ein Banner aufhängen.
Darauf soll mit fetten Buchstaben stehen:   Hier predigte Martin Luther!
Und dann kleiner unten drunter: …nie!
Dazu ein kleines Kästchen mit Zetteln zum Mitnehmen mit Aufschriften wie:
…aber auch bei uns können sie etwas erfahren über die wunderbar
Freiheit eines Christenmenschen.
Oder:
…aber auch bei uns können Sie in hoffnungslosen Zeiten hoffnungsvollen Menschen begegnen und Hoffnung lernen und spüren und weitergeben.

Bei uns predigte Martin Luther:
Auf den ersten Blick natürlich Fake-News.
Auf den 2. Blick: Schmunzeln und auf den 3. Blick – vielleicht – hoffentlich…ein kleines Zusammentreffen von Kopf und Herz und Hoffnung.

Ich glaube, ich brauche uns jetzt nicht aufzuzählen, warum es immer schwerer wird hoffnungsvoll zu bleiben in dieser Zeit.
Über unsere persönlichen Krisen hinaus, die einem ja schonmal den Boden unter den Füßen so richtig wegziehen können, (berufliche Existenz…Demenz, Krankheit eines geliebten  Menschen…) erleben wir, wie noch nie über alle Kontinente und alle Generationen hinweg, dass da etwas auseinanderbricht, das uns das Leben ermöglicht.
Ganz persönlich und als Menschheit im Ganzen.

Und die junge Generation überall auf der Welt spürt, dass wir schon seit langem auf dem Holzweg sind und einfach immer weiter machen, weiterlaufen und eine Spur der Verwüstung ziehen.
Sie gehen auf die Straßen, tragen ihre Thesen auf Plakaten vor sich her, nageln sie zwar nicht an Kirchentüren, aber in die Kameras und auf unsere Bildschirme.

Und so, wie Martin Luther damals die politischen Wege gegangen ist und auf den Konzilien vor Papst und Kaiser die korrupten Zustände angeprangert hat, so stehen junge Menschen, keine 20 Jahre alt, am Rednerpult der Uno und prangern auf ihre Weise unseren korrupten Lebensstil an, der da heißt: billig, billig, billig – Fleisch oder Urlaub… bitte billig, weil wir wollen davon viel, viel viel.
Billig – koste es was es wolle. Und es kostet viel! Viel zu viel.
Sie haben es ja gehört: Seit Ende August leben wir bereits auf Pump – haben die Ressourcen unseres Planeten schon aufgebraucht.

Und dann kommt diese Pandemie…nicht da, wo sie doch bitte hingehört, also weit weg in die Dritt- und Viert- und Fünftweltländer…sondern überall…wie die Pest zu Luthers Zeiten…und das Perfide ist: Sie lauert diesmal in den schönen Dingen:
In der Nähe, dem Handschlag, der Umarmung, der Gemeinschaft, dem Trost spenden. 

Ich weiß nicht, ob das das Einläuten des Weltuntergangs ist, und ich möchte dem auch gar nicht das Wort reden, aber ich höre in vielen Gesprächen, dass es sich so anfühlt und dass es immer schwerer fällt, sich mit der Hoffnung zu verbinden, sie wirklich zu glauben.

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
(Ein Wort, das Martin Luther zugeschrieben wird, in Wirklichkeit aber erst um den 2. Weltkrieg herum nachzuweisen ist. Aber es passt ja auch gut zu Luther un dem, was er verkörpert.)

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

Was für ein Witz. Oder? (Konfirmanden?)
Was würdet ihr wohl tun, wenn morgen die Welt unterginge?

 

Was würden wir denn tun, wenn wir ganz verlässlich wüssten: Der Weltuntergang steht ins
Haus…morgen?! Ins Gartencenter rennen und Apfelbäume kaufen? Ich glaube nicht.

Aber lassen Sie uns einmal ankommen bei dem, wofür dieses Wort steht:
Für diese gelebte, trotzige Zuversicht.
Dafür, immer das Leben gegen Tod und Vernichtung antreten zu lassen.
Dafür, immer das Leben ins Rennen zu schicken – und wenn es noch so aussichtslos scheint.
Warum?
Jemand sagte mir: Das ist doch, den Kopf in den Sand stecken. Das ist doch: Nicht mehr hinsehen wollen; Rückzug in eine heile Welt, die es doch nun wirklich nicht mehr gibt. Das ist doch fake, so zu tun, als gäbe es einen realen Grund zur Hoffnung.In den Untergängen meines Lebens ist die Panik und nicht die Hoffnung.

 

In den Untergängen steht mir das Wasser bis zum Hals – kein Land in Sicht mit Badetuch und Sonnencreme.
In den Untergängen heben wir Gräber aus, keine Pflanzlöcher.
Wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich die Panik kenne, das Wasser zum Hals und auch die Gräber.
Und wer Gott kennt, weiß, warum ich mich heute wie Bolle freue, dass wir 33 Apfelbäumchen ins Zukunftsrennen schicken können bei unserer Aktion:
100 Jahre – 100 Bäume

Einen habe ich uns ja hier in die Kirche mitgebracht – Sie haben ihn sicher schon entdeckt…gleich hier:
(Apfelkern hochhalten)
In der Vorbereitung auf diese Predigt las ich den schönen Satz:
„Hoffnung ist im Kern mit Gott verbunden.“

Knapp 100 Mal kommt das Wort Hoffnung explizit in der Bibel vor.
50 davon möchte ich uns jetzt vorlesen. ????
Nein, nur 2 - stellvertretend:

Das eine Hoffnungswort verrät uns, wie das geht, dass wir dran bleiben an der Hoffnung,
obwohl wir ja mitten drin sind, in den steigenden Fluten;
wie das geht, dass wir Christusmenschen die Hoffnung nicht fahren lassen: 

Psalm 62,5:

„Aber sei nur stille zu Gott, meine Seele,     
denn er ist meine Hoffnung.“

(Apfelkern hochhalten)
Die Hoffnung ist kein Fertighaus.
Die Hoffnung ist kein Lottogewinn – der ganze Batzen auf einmal.
Die Hoffnung ist immer eine Anlage. In diesem Kern ist alles drin.
Wenn ich diesen Winzling ansehe, den Sie ab der 5. Reihe wahrscheinlich schon nicht mehr sehen, dann glaube ich an Apfelkuchen, weil ich ihn schon riechen kann.

Die angelegte Hoffnung ist klein und muss immer eine Verwandlung erleben…zum Keim…zum ersten Durchbruch aus der Erde…zum Setzling…usw.
Und auf dem weiten Weg zum Apfelkuchen muss ich, hegen, pflegen, gießen, warten, hegen, pflegen, gießen, warten, düngen, Boden lockern, warten… und immer wieder - ganz wichtig - Apfelkuchen essen, sich mit dem Ziel verbinden, damit ich daran glauben kann, dass es sich lohnt.
Übersetzt heißt das:
            „Sei nur stille zu Gott, meine Seele…denn er ist meine Hoffnung.“
Sich Gott hinhalten. Den Hoffnungskeim in mir hegen und pflegen.
Mich mit Gott verbinden. Das geht nur leise. Das geht nur behutsam und vorsichtig.
Seine Hoffnungsworte lesen…und weitersagen… ihm danken – das ist Hoffnungsarbeit.
Und dann – aus dieser Verbindung heraus – das nächste Pflanzloch ausbuddeln…
und noch ein… und noch eins…

Das zweite Wort steht im Zusammenhang mit hoffnungsloser Lebenssituation.
Durch Jeremia lässt Gott seinem Volk etwas ausrichten - im Exil, in der Gefangenschaft, im Fremdsein…hinter sich haben sie eine zerstörte Welt – ihre zerstörte Welt, wie so viele heute. Das Hoffnungszentrum, der Tempel, verbrannt…
Denen lässt Gott ausrichten:
„Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben.“

Gottes Regierungserklärung.
Gottes Absicht für uns, die sich durch das ganze weise Buch zieht:
Am Anfang, auf der ersten Seite der Bibel, setzt er dem Chaos mit seinem „Es werde…“ entgegen und am Ende, auf der letzten Seite, sagt es uns, was bleibt:
Die nicht zu trennende Beziehung zu ihm und seine zu uns und sein letztes Wort:
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende… und wo ich bin, verwandelt sich Chaos in Kosmos. Immer.
Daher kommt unsere Hoffnung, die immer auch Auftrag ist:
Darum müssen sich die Christen dem Chaos annehmen und Bäumchen pflanzen und Hoffnung in Wort und Tat leben.
Weil Gott Zukunft und Hoffnung geben will und wird.

Lied einspielen:
Manfred Siebald: „Und sollte morgen die Welt untergehn…“ 

Der Gott der Hoffnung erfülle und bewahre Eure Herzen mit seinem Frieden, der höher ist, als alle Vernunft.
Amen

Fürbitten
Herr, du Schöpfer und Erhalter des Lebens.
Wir befehlen dir heute unsere Baumpflanzaktion an.
Lass die Bäume wachsen und gedeihen.
Segne die Menschen, die sie pflanzen.
Verbinde sie mit immer wieder mit der Hoffnung,
die aus deinen Zusagen kommt.

Herr, du Schöpfer und Liebhaber des Lebens.
Wir nennen uns nach deinem Namen.
Wir glauben an deine Zukunft für uns.
Aber wir leben sie auf Kosten anderer.
Lass uns in deinem Namen handeln und die Zukunft für die nächste Generation im Blick haben.

Herr, du Schöpfer und Begleiter des Lebens.
Wir befehlen dir unsere Verstobenen Dietmar Simons und Dieter Laugsch an und mit ihnen die Menschen, die um sie trauern. Begleite sie und begegne ihnen in ihrer Traurigkeit.
Verbinde dich mit ihnen, stärke und tröste sie.
Gemeinsam beten wir:

Vaterunser:
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nichts in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

 

Segen
Der Herr segne dich und behüte dich
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,
der Herr erhebe sein Angesicht über dich
und gebe dir Frieden.

Orgelnachspiel:  In einem kleinen Apfel…

Im Anschluss an den Gottesdienst erzählte uns unser Gast Volker Hardt vom Hain der Menschenrechte in Recklinghausen, den er mit initiiert hat und vom Priester Korbinian Aigner, der im KZ Dachau als Häftling heimlich Apfelsorten züchtete.
Danach wurden 33 Apfelbäumchen übergeben, sowie auch ein Stämmchen vor der Tür des Gemeindehauses vom Baumpaten Florian Heppner gepflanzt.
Bei einem Klick auf 100 Jahre sehen Sie Fotos von der Aktion.

Bleiben Sie hoffnungsvoll,

Petra Grohnert            

Helmut Stiller 100 Jahre – 100 Bäume