Gottesdienst am 3. Passions-Sonntag Okuli 07.03.2021

Erstellt am 05.03.2021

Herzlich Willkommen zum „Lesegottesdienst“.

Vielleicht suchen Sie sich einen ruhigen Ort, zünden eine Kerze an.

Summen oder singen Sie eine Melodie, oder hören Sie über YouTube-Musik das Lied:

¯ Ein neuer Tag beginn und ich freu mich, Herr, auf dich     Oder: All Morgen ist ganz frisch und neu ¯¯

 

Nehmen Sie ein paar bewusste Atemzüge; solange es guttut:

Beim Einatmen denken Sie: ‚Gott…‘ und beim Ausatmen denken Sie: …ich bin da.‘

Wochenspruch:

„Wer die Hand an den Pflug sieht und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“  Lk 9,62

 

Im Namen des Vaters bin ich jetzt eingeladen in seine Gemeinschaft.

Im Namen des Sohnes bin ich jetzt gesehen und begleitet.

Im Namen des Heiligen Geistes bin ich jetzt gesegnet.

Im Namen meines Gottes, der den Himmel und die Erde geschaffen hat, finde ich Hilfe.

Er lässt mich nicht fallen.    Amen

 

Gebet:

Gott, du Urgrund allen Lebens. Du hältst auch mein Leben in deiner Liebe. Nichts kann mich von die trennen, auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt. Jetzt will ich mich mit dir verbinden. Komm mit nahe, Gott. Umgib mich.

Mach mich durchlässig für dein Wort.

Amen

 

Wochenpsalm: 34, 16-23

16 Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. 17 Das Antlitz des HERRN steht wider alle, die Böses tun, dass er ihren Namen ausrotte von der Erde. 18 Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not. 19 Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. 20 Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR. 21 Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird. 22 Den Frevler wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld. 23 Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

 

Singen oder summen Sie:

Jesu geh voran auf der Lebensbahn   eg 391

 

Predigt zu Eph. 5, 1-2 (3-7) 8-9
Di
e Gnade Gottes und die Liebe Christi und der Friede des Heiligen Geistes sei mit euch. Amen

1 So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder 2 und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. 3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört, 4 auch nicht von schändlichem Tun und von närrischem oder losem Reden, was sich nicht ziemt, sondern vielmehr von Danksagung. 5 Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das ist ein Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. 6 Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.  7 Darum seid nicht ihre Mitgenossen.

8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts;

9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Wussten Sie schon, dass das Gehirn das Wort ‚Nicht‘ nicht verarbeiten kann?

Kleiner Selbsttest: Bitte denken Sie jetzt nicht (!!) an ein großes, grünes Krokodil… 

Ein anderes Beispiel: Einige etwa vierjährige Kinder fragen die Erzieherin: „Dürfen wir nach draußen in den Garten?“ Die Erzieherin antwortet: „Ja, aber ihr dürft nicht auf die Schaukel“.  Sie können drauf wetten: Die Kinder, begeistert von der Erlaubnis, abgelenkt durch den Zwischenstopp in der Garderobe und dem Geraffel beim Anziehen der Gummistiefel und Mützen, rennen fröhlich kreischend hinaus und natürlich… auf die Schaukel. Die Erzieherin rauft sich die Haare und fragt sich, wie das sein kann? „Ich habe doch extra gesagt: nicht auf die Schaukel…!“

Aber ‚Nicht‘ kann das ungeübte Gehirn nicht verarbeiten und so hängt in der Luft das schöne, verlockende Wort: Schaukel…. Also, nix wie hin! Pädagog*innen lernen dann, das Ziel positiv zu benennen. „Ihr dürft spielen und bis zum Sandkasten gehen.“ Auf diese Weise rückt in den Fokus, was erlaubt ist. Und manchmal funktioniert es sogar.

 

Wie wir in unserem Predigttext sehen, hat Paulus diese Fortbildung nicht besucht

Und so zählt er ziemlich viel „dies nicht“ und „das nicht“ auf und malt den Christen in Ephesus damit auch all die verlockenden Dinge vor Augen, die der Mainstream in so einer Hafenstadt zu bieten hat.

 

In den Versen, die diesem pädagogischen Fauxpas einen Rahmen geben, macht er es besser. Menschsein lernen geht – wie fast alles Lernen – am besten durch nachahmen und abgucken bei guten Vorbildern. Im besten Fall findet man diese schon früh im Elternhaus und bei den Großeltern. Haltungen lernt man intuitiv durch Vorgelebtes in den ersten Lebensjahren: Anderen freundlich begegnen, Danke sagen, hilfsbereit sein, vertrauen, sich durchsetzen oder auch mal nachgeben, zuhören und so vieles mehr… das saugt man mit der Muttermilch auf, sagt man.

Auch ob Gott im Leben eine Rolle spielt, in Ritualen, wie auch im Alltag, ist eine Frage des Vorbildes.

Manchmal sagen mir Eltern im Taufgespräch, dass sich das Kind später einmal selbst entscheiden soll, ob es an Gott glaubt, oder nicht. Ich frage dann zurück, ob es das denn auch wirklich kann? Ich kann mich ja nur zwischen Dingen oder Haltungen entscheiden, die ich kenne. Wenn ich mich zwischen grün und blau entscheiden soll, muss ich wissen, wie die Farben aussehen, wie sie wirken, wofür sie stehen und ob sie zu mir passen. Wie soll ein Kind sich für oder gegen Gott entscheiden, das nie einen betenden, Gott zugewandten Menschen gesehen hat?

 

Paulus schreibt den Brief an eine ganz junge Gemeinde.

Es gibt keine Vorbilder, an denen man sich hätte orientieren können. Es gibt keine niedergeschriebenen Schriften – die entstehen gerade erst. Es gibt keine Strukturen. Es gibt nur Menschen, die Jesus Christus begegnet sind, die Apostel, die Freunde und Freundinnen Jesu, die ihn erlebt hatten und von ihm erzählen und seine Worte weitergeben. Und es gibt Menschen, die dadurch gewagt hatten, zu diesem noch unbekannten Gott zu beten, ihm ihr Leben anzuvertrauen. Sie haben gemerkt: Bei diesem Gott kommt mein Leben in Ordnung, wird zurechtgebracht, ins Recht gesetzt.

Wenn der Mensch es mit der Liebe Gottes zu tun bekommt, dann fällt ein Licht auf die Lebenshaltungen, die Paulus im mittleren Teil anspricht. Es sind alte Worte, für Lebenshaltungen, die sich bis heute inhaltlich nicht verändert haben, wenn der Mensch sich nur sich selbst verantwortet. Sie erfahren eine neue Bewertung, eine neue Einordnung, wenn ich sie mit Gottes Augen betrachte; wenn ich mich mit Gottes Augen betrachte.

 

Darum geht es an diesem Sonntag „Okuli“: Meine Augen sehen auf den Herrn…

Das ist ein sehr aktuelles Anliegen in unserer in die Jahre gekommen Kirche.

Die Kirche selbst, die Menschen, die in ihr leben und arbeiten, scheinen jegliche Attraktivität eingebüßt zu haben.

Scharenweise verlassen Menschen die Kirche, weil sie das Licht, eine aufopfernde Haltung, Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit – einen christusgemäßen Lebensstil also, in der Kirche nicht verwirklicht sehen.

Paulus spricht bildhaft von einem ‚lieblichen Geruch‘, dem die Christen gleichen sollen. Das kennen wir.

Da steigt einem beim Spaziergang die Bratensauce der Nachbarn in die Nase. Da möchte man doch am liebsten der Nase nach an den gedeckten Tisch, oder fängt zu Hause selbst an, zu kochen.

Aber was da in der Kirche in all den Jahrhunderten und bis heute an Skandalen möglich war und ist, das stinkt auch schonmal zum Himmel. Das will man dann gar nicht näher kennen lernen. Damit kann man sich nicht identifizieren.

Und auch unsere manchmal „kalte Küche“ duftet nicht gerade…  Langeweile und Einfallslosigkeit hat die Ausstrahlung einer Tüte Mehl. Da guckt keiner mehr hin.

Paulus hatte einen Vorteil auf seiner Seite: Er konnte und musste noch nicht auf „die Kirche“ zeigen. Er zeigt allein auf Christus. Das möchte ich gerne genau so weitergeben: Seht auf Christus! Lasst euch nicht ablenken. Seht allein auf Christus!! Stellt euch in sein Licht; in das Licht seiner Vergebung, seiner Worte, seiner Haltungen und Handlungen, seiner Begeisterung, seines Vorbildes, den unteren Weg zu gehen.

Es lohnt sich, mal wieder ein Evangelium zu lesen, um sich Jesus zu nähern, ihn nachzuahmen, wie Paulus es ausdrückt. Das kostet Mut; denn wer das tut, wird sein Leben in einem anderen Licht sehen.

 

Sich an Christus zu orientieren, bedeutet, sich selbst als Mensch zu begegnen in seinen Grenzen;

in der Notwendigkeit, sich verwandeln zu lassen.

Sich an Christus zu orientieren bedeutet, sich „wandeln“ zu wollen – das ist die täglich neue Herausforderung.

Sich an Christus zu orientieren ist ein Bekenntnis, an dem andere unsere Glaubwürdigkeit messen.

Sich an Christus zu orientieren bedeutet, die Liebe als höchsten Maßstab aller Haltungen anzulegen.

 

Sich an Christus zu orientieren ist eine Begegnung, in der ich diese Liebe selbst erfahre.

Diese Liebe nachahmen, sich von ihr verwandeln lassen und sie nachahmen und sich verwandeln lassen… in dieser Übung bleiben macht uns zu den gütigen „Lichtmenschen“, von denen Paulus spricht.

Es könnte ja sein, dass wir dadurch eine Ausstrahlung gewinnen, die auch wieder andere neugierig macht und anregt, sich diesen Christus genauer anzusehen.

Amen

 

¯¯Singen oder summen Sie

eg 401: Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht

oder eg 554  Eines wünsch ich mir vor allem andern ¯¯

 

Fürbitten:

Hilf uns, Gott des Lebens. Hilf uns in dieser Zeit mit deiner Güte,
mit deiner Gerechtigkeit, mit deiner Wahrheit.

 

Hilf denen, die an deiner Güte zweifeln, die fragen, wo du bleibst,
die sich vor der Zukunft fürchten, die sich aufreiben und nur Finsternis sehen.
Hilf du und antworte ihrer Not.

 

Hilf denen, die nach Gerechtigkeit schreien,
die hungern, die sterben, die von allen verlassen sind.
Hilf du und sorge für ein gerechtes Leben.

 

Hilf denen, die um die Wahrheit ringen, die sich der Lüge verweigern,
die dich suchen, die dir vertrauen und Jesus nachfolgen.

Hilf du deiner Gemeinde – hier und in aller Welt.

Diese Zeit braucht Menschen, die aus deiner Güte leben.
Diese Zeit braucht Menschen, die die Gerechtigkeit lieben.
Diese Zeit braucht Menschen, die die Wahrheit bezeugen.
Mache du uns zu solchen Menschen durch Jesus Christus, deinen Sohn
und unseren Bruder und Erlöser. Ihm vertrauen wir uns an – heute und alle Tage.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name….

 

Segen:

Der Herr segne dich und behüte dich.

Er lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig.

Er erheb sein Angesicht auf dich und schenke und bewahre dir seinen Frieden.

Amen

Einen gesegneten Sonntag und eine behütete Woche wünscht Ihnen von Herzen, Ihre Petra Grohnert