Gottesdienst für den 2. Advent, 06.12.2020

Erstellt am 03.12.2020

Musik
Herzlich willkommen an diesem 2. Advent, liebe Leserinnen und Leser. Schön, dass Sie Gottesdienst zu Hause feiern. Wenn Sie mögen, entzünden Sie Kerzen und hören adventliche Musik.     
Der Wochenspruch lautet: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.

Votum
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Musik: Wir sagen euch an (H+E 376)

Psalmworte nach Ps. 80
Tröste uns, Gott, und gib uns neuen Mut.
Wir denken zurück an früher. Da waren wir zufrieden und fröhlich. Jetzt ist alles ganz anders. Wir sehen nur noch dunkle Wolken. Was soll nur aus uns werden?
Tröste uns, Gott, und gib uns neuen Mut.
Du hast uns behütet wie ein Hirte seine Schafe. Du hast uns gepflegt wie ein Gärtner seine Blumen. Aber jetzt haben sich die Schafe verirrt, die Blumen sind verwelkt. So fühlen wir uns Gott.
Tröste uns, Gott, und gib uns neuen Mut.
Dreh dich zu uns um, Gott, und schau nicht länger weg! Zeige uns dein freundliches Gesicht. Dann wird alles ganz anders. Deine Güte lässt unsere Augenstrahlen. Und wir werden dich loben wie noch nie.
Tröste uns, Gott, und gib uns neuen Mut.
Amen.
Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen

Lesung des Predigttextes Mt. 3, 1 - 6
Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste von Judäa 2 und sprach: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! 3 Denn dieser ist's, von dem der Prophet Jesaja gesprochen und gesagt hat (Jesaja 40,3): »Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg und macht eben seine Steige!« 4 Er aber, Johannes, hatte ein Gewand aus Kamelhaaren an und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber waren Heuschrecken und wilder Honig. 5 Da ging zu ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa und das ganze Land am Jordan 6 und ließen sich taufen von ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden.
Halleluja
Gott wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit
Halleluja

Glaubensbekenntnis

Lied: Wind of change (Scorpions) 

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, der von Anfang da war und der gegenwärtig ist und der kommt. Amen.

Liebe Gemeinde,
wind of Change, ein altes Lied der Scorpions.
Sie haben es Ende der 80, Anfang der 90ziger Jahre aufgrund der politischen Veränderungen gesungen. Der kalte Krieg ging zu Ende, eine neue Weltordnung entstand. 

Wind of Change, jetzt spüren wir wieder den Wandel, die Veränderung in diesem Advent 2020, heute am Nikolaustag. Die gewohnten Familienfeiern an Weihnachten, vielleicht nicht möglich, der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt mit Glühwein und Bummeln fällt aus diesem Jahr. Das geht hoffentlich wieder im nächsten Jahr.
Aber wird deshalb alles wie vorher?
Braucht diese Erde nicht eine grundlegende Veränderung?
Müssen wir alle unser Leben ändern, damit Leben auf dieser Erde für alle weiterhin möglich ist?
Advent – dieses lateinische Wort bedeutet „Ankunft“.
Aber wer oder was kommt da an?
Naheliegend natürlich die Antwort: Weihnachten kommt an.
Der Adventskalender mit seinen Türchen zählt den Countdown bis zum Weihnachtsabend mit seinen Geschenken und den Kerzen am Christbaum.
Moment mal, wird jetzt vielleicht der eine oder die andere einwenden – da geht es doch um noch etwas: um die Ankunft Gottes, die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem.
Um die Geburt des Gottessohnes, der mit seinem Geist der Liebe die Welt verändert hat. 

Zwei Personen, möchte ich heute in den Blick nehmen, die auf die Botschaft des Advents hinweisen.
Zum einen Johannes, der Täufer, wir haben von ihm in der Lesung gehört. Die Stimme des Rufers in der Wüste: „Kehrt um, tut Buße – denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!“
Es reicht, sagt Johannes. Es kann so nicht weitergehen!
Nach mir, sagt Johannes, nach mir wird einer kommen mit Feuer und Heiligem Geist.
Nach mir wird einer kommen, sagt Johannes, der wird eure Herzen in Brand setzen, der wird euch und diese Welt verwandeln.
Wind of change, einer kommt der die Erde verändert. Das ER kommt, das feiern wir jedes Jahr Weihnachten neu.

Zum anderen ist heute der Nikolaustag.
In der christlichen Tradition ist dieser Nikolaus zu einem Vorboten des Weihnachtsfestes geworden.  Und mehr noch: Über diesen christlichen Heiligen sind überhaupt erst die weihnachtlichen Geschenke ins Spiel gekommen.
Und der Nikolaustag kann Anlass sein, diesen Boten einmal näher in den Blick zu nehmen: 

Nikolaus – in diesem Namen stecken zwei griechische Worte: „Nikä“ – der Sieg, und „Laos“ – das Volk, die „Laien“.
Und wie man die Zusammensetzung dieser beiden Worte nun auch immer übersetzen will – in der Kombination steckt schon etwas Aufrührerisches:
Nämlich, dass der „Sieg“, der Erfolg, das Gelingen nicht „von oben“ kommt, durch die Könige, die Priester, die Profis und Spezialisten, sondern „von unten“, durch die Menschen in ihrem alltäglichen Leben, eben vom Volk, den Laien.

Nikolaus lebte in der Hafenstadt Myra an der südwesttürkischen Küste, etwa 100 km vom heutigen Antalya entfernt. Seine Lebensdaten sind nicht klar zu greifen.
Aber feststeht, dass er in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts geboren wurde und dass er in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts gestorben ist.
Und allein diese Lebensdaten markieren schon – zumindest für einen christlichen Priester und Bischof – dramatische Lebensumstände, denn zum Ende des dritten Jahrhunderts war das Christentum im Römischen Reich nur geduldet, zeitweise auch verfolgt.
Bischof Nikolaus hat, so heißt es, wegen seines Glaubens für einige Zeit in römischen Gefängnissen gesessen.
Und umgekehrt: Vom Beginn des vierten Jahrhunderts an wurde das Christentum unter dem römischen Kaiser Konstantin anerkannt und schließlich sogar zur Reichsreligion. Wir wissen, dass Bischof Nikolaus an der ersten großen Synode der Christenheit in Nicäa teilgenommen hat. 

Und die Legenden, die von ihm überliefert werden, zeigen einen streitbaren, energischen und mutigen Bischof, der immer wieder Menschen in aussichtslosen Situationen im Blick hatte und gelegentlich auch nicht davor zurückschreckte, ihm anvertraute Geldschätze kreativ einzusetzen.
Schon bald nach seinem Tod wurde dieser Bischof Nikolaus als Heiliger verehrt – zunächst in den christlichen Kirchen des Ostens und später, als seine Gebeine in das süditalienische Bari entführt wurden, auch in Westeuropa.
Viele der ältesten Kirchen nördlich der Alpen sind diesem Heiligen geweiht, als Nikolauskirchen. 

Spannend ist in diesem Zusammenhang ein Brauchtum, das im 14. Jahrhundert an den Klosterschulen entstand: Da wurde für einen Tag, manchmal auch bis Weihnachten, aus der Gruppe der Schüler ein „Kinderbischof“ gewählt.
Mal abgesehen davon, dass aus diesem Brauchtum heraus das Geschenkeverteilen an die Kinder entstanden ist – da passiert noch etwas anderes:
Da wird der Nikolaus durch ein Spiel wieder lebendig. Aber es ist nicht nur irgendein Spiel: Ein Kind wird zum Bischof gewählt.
Also: Die Welt steht Kopf. Nichts muss bleiben, wie es ist.
Niko-Laos. Das Volk siegt. Die verwandelnde Macht kommt von unten.
Da klingt etwas an von der Gegenwart Jesu, der sagt: „Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ 

Und, liebe Gemeinde, noch einmal der Sprung zurück zu Johannes, dem Wüstenpropheten:
Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, dass wir von ihm eine Kostümbeschreibung haben?
Ein Gewand aus Kamelhaaren und ein Ledergürtel, und er aß Heuschrecken und wilden Honig.
Kostümbeschreibung?
Für die Menschen zur Zeit Jesu war das unmittelbar einleuchtend: Wenn einer sich so kleidete und benahm wie dieser Johannes, dann kopierte, dann spielte er den großen Propheten Elija.
Den Propheten, von dem erwartet wurde, dass er wiederkommt, wenn das Ende der Welt, wenn die Ankunft des Messias, des Retters bevorsteht. 

Es wird sich etwas bewegen. „The wind of change“. Der Messias, der Retter ist auf dem Weg.
Welche Boten sind wir in diesen Tagen des Advents, auf dem Weg auf Weihnachten zu?
Sagen Sie nicht, dass Sie keine Botschaft vermitteln würden in dem, was Sie in diesen Tagen tun oder nicht tun. 

Was ist unsere Botschaft, die wir anderen – und uns selbst – in diesen Wochen vor Weihnachten vermitteln?
Die Botschaft, dass Weihnachten ausfällt, weil Corona uns vor neue Herausforderungen stellt?
Die Botschaft, dass wir die Adventszeit nicht genießen können, weil keine Weihnachtsmärkte stattfinden?
Die Botschaft, dass es mit der Kirche bald ein Ende haben wird, weil wir uns nicht in Präzens treffen können oder weil ein Umbau nicht so schnell geschieht, wie gehofft? 

In einem Adventslied von Jochen Klepper heißt es: Noch manche Nacht wird fallen auf Menschleid und -schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.

Ja, der auf den wir warten, der geht schon jetzt mit uns durch die Zeit.
Wir sind beglänzt von seinem Lichte, er sendet das Licht des Advents in unsere Herzen. 

Und dann können wir uns auf Weihnachten vorbereiten nach bestem Wissen und Gewissen oder auch vielleicht manchmal in trotziger Verweigerung – , aber wir dürfen wissen, dass ER in all dem Suchen und Finden, in all dem Vorbereiten und Schmücken und auch in all dem Scheitern und Verzweifeln schon nahe bei uns ist.
Vielleicht nur still und unerkannt. Aber als Wegbegleiter.
Und als einer, der den Blick nach vorne offenhält. Denn wenn Advent, Ankunft eines bedeutet, dann: dass nichts so bleiben muss, wie es ist.
Amen. 

Und der Friede Gottes, der größer ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Lied: Lasst uns froh und munter sein

Fürbittengebet
Weil du kommst, Gott, lassen wir die Welt nicht so,
wie sie ist.
Weil du kommst, wollen wir den Menschen liebevoller begegnen.
Weil du kommst, wollen wir die Einsamen und Kranken besuchen.
Weil du kommst, wollen wir den Bedürftigen geben, was wir teilen können.
Weil du kommst, wollen wir sorgsamer mit unserer Umwelt umgehen.
Weil du kommst, wollen wir uns um mehr Verständnis für das Fremde unter uns bemühen.
Weil du kommst, wollen wir Augen und Ohren haben für die, die sonst übersehen und nicht gehört werden.
Weil du kommst, wollen wir einander Mut machen, das Leben als dein Geschenk zu betrachten.
Weil du kommst, wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben,
dass diese Welt zu deinem Himmelreich werden kann.
Amen.

Vater unser

Lied: Licht der Liebe (H+E 379)

Segen
Gott segne sich und behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Musik zum Ausgang