Gottesdienst zum 2. Sonntag nach Weihnachten (3.1.2021)

Erstellt am 03.01.2021

Wochenspruch (Johannes 1,14b)
Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. 

Eingangsworte
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.   Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde
gemacht hat.

Gebet
Gott, dein Licht scheint in der Dunkelheit.
Deine Kraft stärkt die, die müde sind.
Deine Zärtlichkeit berührt alle,
die sich nach dir sehnen.
Dir vertrauen wir uns an,
du Licht und Leben in Ewigkeit.
Amen. 

Alttestamentliche Lesung (Jesaja 61, 1-3.10-11)
1 Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; 2 zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Rache unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden, 3 zu schaffen den Trauernden zu Zion, dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauer, schöne Kleider statt eines betrübten Geistes gegeben werden, dass sie genannt werden »Bäume der Gerechtigkeit«, »Pflanzung des Herrn«, ihm zum Preise. 10 Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt. 11 Denn gleichwie Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgeht, so lässt Gott der Herr Gerechtigkeit aufgehen und Ruhm vor allen Völkern.

Predigt
Der erste Sonntag im neuen Jahr – nach einem Jahr 2020, das in vielerlei Hinsicht verrückt war! Worte wie Pandemie und Inzidenz gehören seitdem zu unserem Wortschatz. Zahlen, Prozentwerte und Todesraten beherrschten die täglichen Nachrichten. Um menschliche Kontakte (und damit die Gefahr, dass Menschen einander anstecken) möglichst gering zu halten, hat sich unser Zusammenleben gehörig verändert. Keine Treffen von Gruppen und Kreisen in unserer Kirchengemeinde, auch keine (Präsenz-) Gottesdienste wie gewohnt. Sport- und Kulturveranstaltungen fanden nicht statt. Und sogar die Feiern in und mit der Familie fielen aus oder wurden zeitlich und/oder zahlenmäßig begrenzt. Die Auswirkungen des zweiten Lockdowns auf die Erkrankungsraten sind eher gering. Um so größer die Hoffnungen, die mit den in kurzer Zeit entwickelten und seit einigen Tagen auch eingesetzten Impfstoffen verbunden sind. Es scheint so, als ob sie und nur sie den Virus besiegen könnten. Im Sommer vielleicht schon, oder im Herbst? Jedenfalls: Licht am Ende des Tunnels.

Von einem anderen Hoffnungsträger erzählt die alttestamentliche Lesung. Genauer: Da redet ein Prophet in Ich-Form von seiner Berufung: Gottes Geist ruhe auf ihm, weil Gott ihn gesalbt habe! Gesalbter, hebräisch: Messias, das ist in der biblischen Tradition eine am Ende der Zeit sehnlichst erwartete Licht-Gestalt. Der Gesalbte ist der Befreier, der Erlöser schlechthin; der, der all das, was falsch und kaputt ist, richtig und heil macht. Und genau so beschreibt der Gesalbte auch seinen Auftrag: Gute Botschaft zu bringen den Elenden. Die, die ihre Heimat verlassen haben und im Exil leben; die, die nicht heimisch werden können in dieser Zeit, in dieser Welt; die, die sich selbst fraglich geworden sind: Die sollen die Worte von Befreiung hören und sehen, fühlen und schmecken. Sollen so einen Vorgeschmack bekommen auf ihr endliches Heim-Kommen.

Für uns hat dieser Gesalbte Gottes vor 2020 Jahren ein Gesicht und einen Namen bekommen: Jesus. Der war von einer Frau in Bethanien mit kostbaren Öl gesalbt worden, damit alle ja wissen, was es mit diesem Jesus auf sich habe. Und dieser Jesus hatte doch in seiner Heimatstadt Nazareth die Schriftlesung aus dem Buch des Propheten Jesaja von der guten Botschaft für die Elenden beendet mit den Worten „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren“.
Jesus ist der Gesalbte, griechisch: der Christus - manche glaubten das! Sie folgten ihm nach, bis nach Jerusalem, bis zu seinem Tod am Kreuz. Und sie erzählten von ihm. Von seiner Taufe; war da nicht der Geist Gottes in Gestalt einer Taufe auf ihn herab gefahren? Und noch früher, im Stall zu Bethlehem, sind da nicht zuerst die Hirten und dann die drei Weisen aus dem Morgenland vor ihm, dem Heiland der ganzen Welt, auf die Knie gefallen?

Ein gnädiges Jahr des Herrn, ein Erlassjahr, verkündet der Gesalbte. Unsere westfälische Landeskirche ist Mitglied im Bündnis erlassjahr.de, das sich für die Entschuldung armer Länder einsetzt, um so Entwicklung und Gerechtigkeit zu ermöglichen. Covid-19 macht  zwar vor Grenzen und sozialen Schranken nicht Halt, aber die Krankheit betrifft die Armen auch wirtschaftlich in anderer Weise als die Reichen. Gut, dass internationale Kreditgeber den ärmsten 28 Ländern im vergangenen Jahr Schulden erlassen haben. Und die G-20 Staaten haben für 73 Länder ein Moratorium beschlossen: Schulden wurden zwar nicht ganz oder teilweise gestrichen, aber für 2020 wurden die Rückzahlungen freigestellt. Könnte der Virus Anlass sein für ein weltweites Umdenken? „Wenn wir weiterhin die Tierwelt ausbeuten und unsere Ökosysteme zerstören, können wir einen stetigen Strom dieser Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, in den kommenden Jahren erwarten“ warnte ein UN-Bericht schon im Sommer. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen solchen Krankheiten, zu denen auch Covid-19 gehört, und der wachsenden Nachfrage nach Fleisch, dem Klimawandel, der fortschreitenden Verstädterung. Und es gibt eine Alternative: Dass wir  Menschen mit dieser Art und Weise zu Wirtschaften und zu Leben aufhören! Damit wieder Gewächs aus der Erde wächst und Same aufgeht. Damit Gottes Gerechtigkeit aufgehe für alle Völker.   Amen.

Fürbittengebet
Barmherziger Gott,
die Festtage sind vergangen, der (verrückte) Alltag kommt wieder.
Aber die Botschaft soll nicht verklingen, die von der Geburt deines Sohnes kündet als Gesalbter, als Messias, als Christus,
als Heil für uns und die ganze Welt.
Wir bitten für die Elenden um Gerechtigkeit.
Wir bitten für die Gebundenen um Freiheit.
Wir bitten für die Trauernden um Freude.
Wir bitten für uns.   (Gebetsstille) 

Vater unser im Himmel ...

Segen
Gott segne dich und behüte dich.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Gott hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen. 

Liedvorschläge
O Heiland, reiß die Himmel auf (eg 7)
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen (eg 56; Wochenlied)
O du fröhliche (eg 44)